xpress-upgrade.com = immer up-to-date

Die unendliche Geschichte: Suffixe und das macOS

sierra 1[19. November 2018] Betriebssystem-bedingte Probleme beim Öffnen, Speichern oder Verlinken einer Datei verleiden vielen Anwendern immer noch den Alltag. Es gibt neben den üblichen falschen Zugriffsrechten auch OS-geschichtliche Gründe für „Unregelmäßigkeiten“, die man kennen sollte, damit man gezielt dagegen vorgehen kann.

Die alten Mac-Betriebssysteme bis 9.x (Classic) kannten (fast) nur einen Weg, wie bestehende Dateien einem Erzeugungs- oder Bearbeitungsprogramm zugeordnet wurden: die typischen Mac-Ressourcen „Type & Creator“, die sich in den Mac-Dateien befanden. Über Type & Creator wurde der Doppelklick erfolgreich möglich. Der Mac konnte auf diese Weise beispielsweise EPS-Dateien von FreeHand, Illustrator, Photoshop oder auch XPress unterscheiden.

ressource4       ressource8
Type und Creator von XPress 3.1 bis XPress 5.x   Type und Creator von XPress 6 bis XPress 9
Type und Creator wurde hier mit dem Programm „Super Get Info“ sichtbar gemacht.
Da der Creator von XPress 3.1 bis 9 immer gleich blieb, kann das macOS keine XPress-Datei seiner erstellenden XPress-Version zuweisen.
Bis zur Version 3.0x hatten wir es übrigens mit der Type „XDOC“ und dem Creator „XPRS“ zu tun.

Wenn der Programmanbieter bei jeder Version den Creator veränderte wie zum Beispiel Macromedia für Freehand, waren sogar Programmversionen der Erzeugungsversion zuweisbar. Unter Windows hingegen konnte man dem EPS-Dateityp nur ein einziges Programm zuweisen, ein großer Kritikpunkt für den Einsatz von Druckvorstufenprogrammen in der anderen Betriebssystemwelt …

Aus Kompatibilitätsgründen konnte der Mac – nach meinen Informationen ab System 6 – manchmal auch die Suffixe von Windows auslesen und verwerten und z. B. eine .doc-Datei aus der Windows-Welt dem Programm Word zuweisen.

Aber man sollte nicht nur die Betriebssysteme betrachten, sondern auch die Programme: Die meisten Apps konnten damals und können auch heute noch ihre eigenen Dateien unabhängig von Type und Creator oder dem Suffix erkennen – so auch XPress. Sie nutzen dazu die „Magic Numbers“ (Kennung zu Beginn des Datenstroms einer Datei).

Mit dem Unix-basierten macOS X stehen dem Apple-Betriebssystem jetzt seit Jahren ebenfalls die „Magic Numbers“ zur Dateierkennung zur Verfügung – es gibt jetzt also Suffix, „Magic Numbers“ und nur noch in ganz begrenztem Maß Type & Creator. Seit XPress 10 erzeugt XPress nur noch Dateien, die keinen Type & Creator mehr enthalten, dafür aber immer mit einem Suffix. Wer jetzt mit QuarkXPress einen Kampf gegen das Suffix am Dateinamen führt, der wird verlieren … Das Suffix gehört ran, ob sichtbar oder versteckt!

Zwei „gleichbenannte“ Dateien in einem Ordner!?

Wie geht nun das macOS mit den Suffixen um? Die Sichtbarkeit der Suffixe kann auf Finderebene an- und ausgeschaltet werden. Ob an- oder ausgeschaltet: Es handelt sich immer um denselben Dateinamen. So können dementsprechend keine zwei Dateien mit diesem Namen im selben Ordner sein.

Anders verhält es sich, wenn eine Datei über keinen Suffix verfügt. Dann handelt es sich definitiv um einen anderen Dateinamen, der nur äußerlich gleichend angezeigt wird. Jetzt kann eine Datei mit ausgeblendetem Suffix und eine Datei ohne Suffix mit gleichem Namensstamm im gleichen Ordner gespeichert werden.

with suffix 2
mit sichtbarem Suffix
  hidden suffix 2
mit ausgeblendetem Suffix
  without suffix 2
ohne Suffix – kein Verstecken möglich

Im Ordner kann das dann mit zwei gleichenden Dateien wie folgend aussehen:

folder with same files

Ob ein Icon oder kein Icon bei Dateien ohne Suffix angezeigt wird, hängt davon ab, ob das macOS für diesen Dateityp die „Magic Numbers“ auslesen und zuweisen kann, obwohl kein Suffix angehängt ist: Bei PNG-Dateien zum Beispiel passiert es je nach Erzeugungsprogramm häufiger, dass bei nicht vorhandenem Suffix kein Icon angezeigt wird.

Sollte man etwas tun?

Wie seit 15 Jahren angekündigt: Apple schränkt die Nutzung von Dateien ohne Suffix immer mehr ein, der Spielraum, um mit altbenannten Dateien erfolgreich am Mac zu arbeiten, wird immer geringer. Sie sollten unbedingt in nächster Zeit ihren alten Datenbestand an Layout- und Bilddateien überprüfen, und wenn Sie dann nicht manuell bei jeder Datei einzeln das Suffix anfügen wollen, nach Lösungen suchen. Hier werden demnächst Tools vorgestellt …

Gibt es noch eine weitere Baustelle bei der Produktion mit alten Dateien am Mac?

Dateien im klassischen Mac-Betriebssystem bestanden aus zwei Bestandteilen: Daten im „Data Fork“ und Ressourcen im „Resource Fork“. Alle Datenträger, die nicht speziell für den Mac formatiert waren und sind, verlieren beim Kopieren von alten Daten auf diese Medien den Ressourcefork. Das bedeutet für die Dateien, dass mit diesem Kopierweg Type&Creator verloren gehen.

Und jetzt wird es für die Druckvorstufe wirklich wichtig: Es befinden sich nicht nur Type&Creator in der Resourcefork, sondern bei PostScript-Schriften auch die Bildschirmschrift (der Fontkoffer) oder die Vorschau von Bildern oder Layouts.

Alte PostScript-Schriften sind nun doppelt betroffen: Apple will die Unterstützung von Dateien, die einen Resourcefork enthalten, schon seit Jahren einstellen und PostScript-Schriften besitzen kein Suffix … Warum Apple noch nicht komplett umgestellt hat? Der Protest dagegen hat bisher immer noch ausgereicht, weil sich dann alte PostScript-Fonts unter gar keinen Umständen mehr am Mac einsetzen ließen.

Es bleibt also dabei: Stellen Sie am Mac zügig von alten PostScript-Fonts auf OpenType-Fonts um.